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Beziehung retten nach dem Seitensprung - Gila Delbrück

Beziehung retten
nach dem Seitensprung

Kann das funktionieren?

Verrat.

Du hast doch gesagt, dass du mich liebst! Wie kannst du mir das antun?

Da liegt er auf dem Tisch: der Seitensprung. Gleich daneben die Anklage, Vorwürfe, Schuld und Wut – aber auch unerfüllte Sehnsucht, Trauer und Verletzungen, geplatzte Träume und Hilflosigkeit. Plötzlich gibt es Distanz und Misstrauen, oft verbunden mit schweren Identitätskrisen und Selbstwerteinbrüchen.

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Auch wenn so ein Seitensprung in den besten Familien vorkommt und häufiger vorkommt, als man denkt – es ist ein großer Schaden für die Beziehung entstanden, der eventuell auch Auswirkungen auf die gemeinsamen Kinder hat und die Wohnsituation oder gemeinsame Projekte betrifft.

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Nichts ist mehr so wie vorher

Dem betrogenen Partner hat es den Boden unter den Füßen weggezogen. Nichts scheint mehr so zu sein wie vorher. Er fühlt sich gedemütigt, missachtet, abgewertet, ausgeschlossen und getäuscht, bei einer länger andauernden Affäre auch für dumm verkauft, belogen und bewusst hintergangen.

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Alles oder Nichts

Es geht um Alles oder Nichts und der Betrogene stellt häufig nicht nur die gesamte Beziehung, sondern auch sich selbst in Frage, denn das, was sich beide am Anfang versprochen und gegeben haben – wie zum Beispiel Vertrauen, Nähe, Intimität und Liebe – hat sich der Partner von jemand anderem geholt und einer anderen Person auch gegeben.

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Er hat vielleicht gefunden, was ihm innerhalb der Beziehung fehlte. Möglicherweise ging es dabei nicht einmal vorrangig um Sex, sondern um das Gefühl, wieder wahrgenommen und begehrt zu werden, sich jung zu fühlen oder einmal unbelastet Lachen zu können. Vielleicht war es auch eine Möglichkeit, aus dem Alltag auszubrechen, der Langeweile und der Routine zu entfliehen und sich wieder lebendig zu fühlen.

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Das sind alles Dinge, die in einer funktionierenden und bewusst gelebten Paarbeziehung nie für selbstverständlich gehalten werden und immer wieder neu gestaltet werden sollten.

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Zu große Harmoniebedürftigkeit kann zu Sprachlosigkeit und Erstarrung führen

Doch gerade Paare, denen Harmonie sehr wichtig ist, haben häufig Angst, offen miteinander zu reden und dem Partner ihre Sehnsüchte, Ängste, Kritik oder Wünsche mitzuteilen. Sexuelle Unzufriedenheit, Langeweile, fehlende Nähe und das tägliche Hamsterrad lassen viele in der Resignation oder Routine erstarren. Sie werden zum eingespielten Team für den Alltag und verlieren dabei die Liebes-/Paarbeziehung aus den Augen. Manchen Partnern ist vor lauter Aufgaben und Funktionieren auch gar nicht bewusst, dass ihnen etwas fehlt. Die Anwesenheit des Partners wird für selbstverständlich gehalten, manchmal überwiegt auch die Kritik statt positiver Rückmeldung.

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Fehlende Bestätigung wird woanders gesucht

Selbstbestätigung, Bewunderung und Aufmerksamkeit hat der betrügende Partner nun woanders bekommen. Oft geschieht dies aus einer günstigen Gelegenheit heraus – bei Firmenveranstaltungen, Seminaren oder Parties fühlt man sich schnell zurückversetzt in die Zeit der unbelasteten Unabhängigkeit, wird begehrt und für einzigartig befunden. Und niemand ist völlig immun gegen sexuelle Abenteuer oder gar unfehlbar – in einer Studie der Göttinger Georg-August-Universität aus dem Jahre 2008 gaben 49 Prozent der Männer und 55 Prozent der Frauen zu, schon einmal fremd gegangen zu sein.

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Ein Seitensprung bedeutet nicht automatisch das Ende

So ein Ereignis muss aber nicht unbedingt das Fehlen von Liebe in der eigenen Beziehung bedeuten – und schon gar nicht das Ende. Ein Seitensprung ist nämlich neben allem Schmerz auch eine Chance, Bilanz zu ziehen, die eigenen Bedürfnisse (endlich) auszusprechen und (wieder) gemeinsame Werte zu finden. Wenn das, was im Außen gefunden wurde, in der Beziehung nun bewusst gestaltet und neu erlebt wird, kann so eine Affäre sogar ein Impuls dafür sein, dass die Beziehung besser wird als je zuvor.

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Doch: zur Rettung der Beziehung müssen beide Partner es wollen und bereit sein, auf das eigene Verhalten zu schauen, Kompromisse zu finden und neue Verhaltensweisen zu entwickeln.

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Was kann der Partner tun, der betrogen wurde?

So weh es tut in diesem Moment: den eigenen Anteil an der Situation anschauen. Das kann schmerzhaft und hilfreich zugleich sein, denn natürlich ist es einfacher, dem Partner erst einmal die Schuld zu geben. Es geht aber darum zu erkennen, was in Zukunft anders sein muss, wenn es weitergehen soll. Das Gefühl, in so einer Situation handlungsfähig zu sein und etwas zur Lösung beizutragen, beschleunigt den Ausstieg aus der Opferrolle und ermöglicht den Blick nach vorn.

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Den Blick in die Zukunft richten

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In vielen Fällen geht es auch darum, das eigene angeknackste Selbstbewusstsein zu stärken und sich zu fragen:

  • Was kommt denn bei mir selbst gerade zu kurz?

  • Was ist mein Anteil an dieser Situation – was kann ich meinerseits verbessern?

  • Was kann ich für mich selbst tun, um daran zu wachsen? Wie kann ich mein Selbstwertgefühl nach dieser Erfahrung steigern?

  • Was ist für mich wichtig, um diese Beziehung weiterzuführen? Gibt es genügend Gründe dafür?

  • Kann ich das Fremdgehen verzeihen?

  • Was wünsche ich mir von meinem Partner, damit ich ihm vergeben und wieder vertrauen und es weitergehen kann?

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Was kann der Partner tun, der fremdgegangen ist?

Der „Täter“ muss das Zugeständnis machen, dass er den Partner verletzt hat und gekränkt hat. Vor allem muss das Vertrauen wieder hergestellt werden, zum Beispiel durch das Ansprechen der Gründe und Ursachen und der ehrlichen Bereitschaft, es wieder gut zu machen. Viele Betrogene wünschen sich einen Ausgleich oder Beweis, der deutlich macht, wie wichtig auch dem Seitenspringer eine gemeinsame Zukunft ist. Dazu gehört meist der Kontaktabbruch zur dritten Person und Offenlegung von Mails und SMS Nachrichten, damit nicht jedes Mal beim Handyklingeln alte Ängste hochkommen.

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Gefühle des Betrogenen respektieren

Die Gefühle und der Schmerz des Betrogenen müssen wahrgenommen, respektiert und ausgehalten werden. Offenheit und Verlässlichkeit, das Einhalten von Absprachen, Geduld und Gesprächsbereitschaft sind die Basis für eine Neugestaltung der Beziehung. Meist ist dies für einen längeren Zeitraum notwendig, denn es braucht viele positive Erfahrungen und manchmal sogar Jahre, um Vertrauen wieder wachsen zu lassen.

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Warum lohnt eine Paarberatung nach der Affäre?

Ein Seitensprung oder Affäre stellt eine Ehe auf eine harte Probe. Die Beziehung lässt sie sich nur retten, wenn beide bereit sind, die Hintergründe zu erforschen, die eigenen Anteile zu erkennen und gemeinsam an einer Lösung zu arbeiten.

Gerade in emotional aufgeladenen Beziehungssituationen gibt das Gespräch in der Paarberatung auf neutralem Boden mit dem ebenso neutralen Berater Klarheit und Halt. Häufig werden erst hier alle Aspekte des Geschehens entdeckt und ausgesprochen, innere Konflikte, Ängste und Gefühle in Worte gefasst.

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Die guten Aspekte berücksichtigen

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In diesem Rahmen wird dann auch geklärt, was die guten Aspekte dieser Beziehung waren, was die Partner zueinander hingezogen und bislang getragen hat und was beide verbindet.

Möglicherweise wird deutlich, dass dies zu wenig ist, um den angerichteten Schaden auffangen zu können und die Beziehung weiterzuführen. Oft ist in solchen Situationen das „Gemeinsame Dritte“, was einmal verbunden hat, nicht mehr vorhanden. Wenn zum Beispiel die Kinder aus dem Haus sind, berufliche gemeinsame Projekte beendet sind oder der Hund nicht mehr als Verbindungsglied fungiert.

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Worum geht es wirklich

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Im Gespräch wird dann auch deutlich, was beiden Partnern vielleicht auch schon vor dem Geschehen gefehlt hat und welche Konsequenzen gezogen werden müssen, damit es weitergehen kann. Vielleicht geht es dann um mehr Anerkennung und Wertschätzung, um eine bessere Kommunikation oder Streitkultur, Quality Time zu zweit, Romantik und gemeinsame Freizeit- oder Zukunftspläne. Manchmal wird auch wieder ein Hund angeschafft …

 

Im Beziehungscoaching arbeite ich zusätzlich mit Einzelterminen.

Mit diesen Einzelcoachings kommen wir dann den ganz persönlichen Mustern auf die Spur, vor allem aber auch Ängsten, Erwartungen und unbewussten Blockaden, die einer positiven Paarbeziehung im Wege stehen. Frei von diesem alten Ballast werden neue Handlungsspielräume und ein neuer Blickwinkel möglich, und das Vergeben und das neue Gestalten gelingt dadurch oft viel schneller.

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